Südtirol in den dreißiger und vierziger Jahren. Zwei Liebesgeschichten, in ein dichtes Netz von Politik, Krieg, Alltagsereignissen und Bräuchen in der Kleinstadt und am Dorf verwoben, wie die Punkte, Striche und Linien der Schnittmuster, auf die die Schneiderin Elsa ihre tagebuchartigen Notizen schreibt. Verwoben auch in die Briefe, die Matti seiner Verlobten Olga schreibt, zuerst aus Berlin, später von der russischen Front. Bögen der Erinnerung, Einschnitte, Schnitte ...
Südtirol unter Mussolini, die Südtiroler im Dilemma zwischen Auswandern und Dableiben, der Terror von NS-Dorfgrößen nach dem Einmarsch der Deutschen 1943, Desertion, Sippenhaftung, die Ernüchterung, als 1945 wieder alles anders ist - kaum je wurde über dieses Stück Zeitgeschichte so knapp und doch so eindringlich geschrieben. Die private Perspektive bedrückt und macht den Sonderfall Südtirol zum Exempel: der kleine Mann, hier vor allem die Frau, in den Mühlen der "großen" Politik, die auch ganz klein werdenkann.
Helene Flöss hat für ihren Roman nicht nur Quellen studiert, neueste Forschungen verarbeitet und Zeitzeugen befragt, sie kennt Land und Leute und das dörfliche wie das kleinstädtische Ambiente aus eigenem Erleben. Und es gelingt ihr - nicht zuletzt durch eine eigenwillige Sprache voller Anklänge an örtliche Idiome -, eine absolut authentische Atmosphäre zu schaffen, die den Leser geradezu hineinzieht ins Geschehen und nicht mehr loslässt.Helene Flöss, geboren 1954 in Brixen in Südtirol, lebt seit 1992 im Burgenland. Von ihr gibt es Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien und im Rundfunk. Unter anderem sind folgende Werke von ihr erschienen: "Nasses Gras", Erzählungen (1990, vergriffen); "Spurensuche", Erzählungen (1992); "Briefschaften", Roman (gemeinsam mit Walter Schlorhaufer, 1994); "Dürre Jahre", Roman (1998).
Nachlass Elisabeth Ramoser.