Amerikas tiefer Süden von der Zeit des Bürgerkriegs bis zur Jahrhundertwende ist der Schauplatz der in diesem Band vereinten Erzählungen. Wie kaum einer anderen Autorin ihrer Generation gelingt es Kate Chopin, die Hoffnungen und Sehnsüchte von Frauen zu porträtieren, die sich gegen gesellschaftliche Konventionen und überkommene Moralvorstellungen auflehnen oder an ihnen zerbrechen. Frauen, die nicht tun, was man von ihnen erwartet, die frei sein wollen - auch wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen. Etwa in "Geschichte einer Stunde", in der die herzleidende junge Mrs. Mallard vom Tode ihres Mannes erfährt und in der Trauer doch zugleich erahnt, dass ihr Leben nun erst vor ihr liegt. Als ihr Mann überraschend doch in ihr Heim zurückkehrt, stirbt sie. Oder die Frau des Plantagenbesitzers in "Désirées Baby", die von ihrem Mann verstossen wird, weil ihr Baby - für alle offensichtlich - das Blut der Sklaven in den Adern hat. Kate Chopins Erzählungen haben bis heute nichts von ihrer Kraft und Eindringlichkeit eingebüsst. Zu Recht gilt das Werk Kate Chopins als ein Meilenstein der amerikanischen Literaturgeschichte.
Nachlass Elisabeth Ramoser.