Fondo/Bestand Centaurus Arcigay Alto Adige Südtirol

Nach Erscheinen der Annonce: „Homosexuelle Männer und Frauen treffen sich zu einem Gesprächskreis“ in der Südtiroler Wochenzeitschrift FF, Anfang Oktober 1991, traf sich eine Gruppe von acht Personen zum ersten Mal am 24. Oktober 1991 im Café Zentral in Brixen. Es folgten regelmäßige Treffen in Brixen. Aufgrund des großen Interesses wurde die ursprüngliche Idee einer Selbsthilfegruppe verworfen und es wurde stattdessen überlegt, einen Verein zu gründen. Die Treffen verlagerten sich nach Bozen, wo zuerst der Verein „La Strada – Der Weg“ und dann die Grün Alternative Liste, der Gruppe einen Raum zur Verfügung stellte. Bereits nach wenigen Monaten, am 13.02.1992, wurde der Verein „Centaurus“ gegründet. Ziele des Vereins waren die Förderung von Freizeitgestaltung, Schaffung einer Begegnungsstätte, kulturelle Aktivitäten, psychisches und physisches Wohlbefinden fördern, und die Herausgabe eines Informationsblattes. Bereits im Dezember 1991 wurden erste Disco-Abende und gemeinsame Ausflüge organisiert. Im November 1992 erschien das erste Informationsblatt des Vereins „HIS News“. Nach internen Unstimmigkeiten und dem Rücktritt des Präsidenten, wurde im März 1993 ein neuer Vorstand gewählt, ein neues Statut verabschiedet, und der Name geändert. Der Verein nannte sich nun „Centaurus – Homosexuelle Initiative Südtirol / Iniziativa omosessuale Sudtirolo“. Damit war ein wichtiger Schritt aus der Anonymität getan, der bis dahin für viel Diskussion gesorgt hatte. 1999 wurde das Statut neuerdings geändert, der Name blieb bis 2009. Dann wurde der Verein umbenannt in „Centaurus – Schwul- lesbische Initiative Südtirol / Gay e lesbiche dell’Alto Adige“.

 

Im April 1993 wurde ein Telefondienst – damals „Rosa Telefon“ – gestartet, der bis heute als Info-Gay und Lesbian-Line aktiv ist. Das Informationsblatt HIS News erschien von 1992 bis 1996 alle zwei Monate und seit 1996 jährlich – mit Ausnahme der Jahre 1999 bis 2001 – ein HIS-Magazin. Im Verein waren unterschiedliche Gruppen aktiv: Jugendgruppe, Elterngruppe, Bisexgruppe, Glaubensgruppe und die Kulturgruppe. 1997 wurde zum ersten Mal ein Treffen nur für Lesben organisiertes.

 

Der Vereinssitz befand sich ab 1995 in der Talfergasse. Ende 2003 zog der Verein in seinen jetzigen Sitz in der Galileo-Galilei-Straße um in Räumlichkeiten, die von der Autonomen Provinz unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Seit 1993 wird der Verein durch öffentliche Gelder der Autonomen Provinz Bozen – Abteilung Soziales und Gesundheit gefördert, seit 2004 zudem auch durch die Stadtgemeinde Bozen.

 

Nach ca. zehn Jahren verlagerte der Verein seinen Arbeitsschwerpunkt von Treffpunkt und Informationsstelle zu einem öffentlich sichtbaren und aktiven Verein, der auch politische Forderungen stellt. Höhepunkt war wohl die Einführung eines Registers für eingetragene Partnerschaften in der Gemeinde Bozen und die aktive Teilnahme an politischen Wahlen.


 

Archiv-Ordnung

 

Die Dokumente des vorliegenden Bestandes decken den Zeitraum von der Gründung bis in die Gegenwart. Die Dokumente sind äußerst lückenhaft und ermöglichen es kaum, ein zusammenhängendes Bild der Vereinstätigkeit nachzuzeichnen. Dennoch befinden sich darin wichtige Dokumente aus der Gründungszeit, wie die Folge-Korrespondenz zur FF-Annonce von 1991. Die verwaltungstechnischen Bereiche wie Buchhaltung, Protokolle und Statuten geben einen Einblick in die Tätigkeit und Struktur des Vereins. Dokumente zu einzelnen Gruppen geben einen spezifischen Einblick zu den jeweiligen Themenschwerpunkten und Aktivitäten. Die eigenen Publikationen sind leider nicht vollständig vorhanden.

Für die Rekonstruktion der öffentlichen Sichtbarkeit ist die Sammlung von Presseausschnitten wichtiges Element im Vereinsbestand. Eine kleine Sammlung Grauer Literatur gibt Einblick in wichtige Themenbereiche, in denen der Verein tätig war.

Die Bestandsnummer bezieht sich auf die Nummern der einzelnen Faszikel, die im oberen rechten Eck beschreiben sind.

 

 

Die Bearbeiterinnen Bozen, Jänner 2012

Dr. Ingrid Facchinelli