Andreina Ardizzone, Emeri, geb. am 1. Februar 1936 in Bozen, gestorben am 30. Juli 1985 während einer Reise in Norwegen.
Andreina Ardizzone beginnt 1954 das Jurastudium in Rom und heiratet 1955 gegen den Willen ihrer Eltern den um Jahre älteren Anwalt Claudio Emeri, mit dem sie nach Mailand zieht, wo sie ihr Studium fortsetzt. Neben dem Studium arbeitet sie in seiner Kanzlei. 1957 kehren sie gemeinsam nach Bozen zurück, ihr erster Sohn Andrea wird geboren. Trotz ihrer Familienarbeit schloss sie ihr Studium ab, bestand die Berufsprüfung und ar-beitete in der Kanzlei. 1960 gebar sie Zwillinge, Gian Claudio und Michele, 1963 die Tochter Valentina.
Ihr soziales Engagement in den Bereichen Familien- und Arbeitsrecht manifestierte sich auch in ihrer Tätigkeit als Rechtsanwältin. Sie vertrat die Interessen der Gewerkschaften und des MieterInnenschutzverbandes und wurde als eine der ersten weiblichen Anwältin-nen Anlaufstelle für ratsuchende Frauen aus allen Teilen Südtirols.
Emeri war eine der führenden Frauen im Südtirol der 1970er und 1980er Jahre. Angeregt von der sozialen Auf- und Ausbruchstimmung der 68er und der StudentInnenbewegung begannen sich Frauen in Gruppen zu organisieren. Emeri war dabei, als sich 1971 in Bo-zen die „Gruppe Aleksandra Kollontaj“ bildete und blieb bis zu ihrem Tod aktives Mitglied. Eine der ersten konkreten Maßnahmen in Bozen, die direkt aus der Erfahrung des „Frau-enkollektiv Kollontaj“ erwuchs, war 1973 die Einrichtung der an den nationalen Verband angeschlossenen AIED Beratungsstelle (Associazione Italiana per L’Educazione Demogra-fica). Emeri wurde deren Vorsitzende und vertrat sie auf nationaler Ebene. Als Anwältin übernahm Emeri in der Beratungsstelle unentgeltlich die Rechtsberatung. Andreina Emeri war die zentrale Figur zahlreicher öffentlicher feministischer Initiativen in Südtirol.
Ab 1983 wurde die Frauenrechtlerin auch in politischen Institutionen aktiv. Sie kandidier-te bei den Landtagwahlen und wurde über die „Alternative Liste für das andere Südtirol“ in den Landtag gewählt. Dort trug sie wesentlich dazu bei, dass frauenbezogene Themen auf politischer Ebene diskutiert wurden. „Mit Einsatz, Hartnäckigkeit und Durchsetzungs-vermögen brachte sie die Anliegen der Frauen vor, verlor nie ihre Korrektheit und genoss daher auch den Respekt ihrer Gegner“, heißt in einem Nachruf.
Der Bestand ist das Ergebnis der Materialsammlung für eine Publikation zum 20. Todes-tag von Andreina Emeri. Bestandsbildner sind die Herausgeber der Publikation „Andreina, 1936 – 1985, Schriften und Erinnerungen / scritti e ricoridi“, Ingrid Facchinelli und Edi Rabini. Der Bestand ist im Besitz der Familie Emeri und wurde von dieser dem Frauenar-chiv als Leihgabe überlassen.
Die Dokumentation erstreckt sich über den Zeitraum von 1974 bis 1985. Inhaltlich ist der Bestand in folgende Bereiche unterteilt: Personalia, AIED, Mieterschutz/Gewerkschaft, Politik und Publikationen. Der Bestand umfasst 43 Verzeichniseinheiten und ist in zwei Archivschachteln verwahrt. Inhaltlich setzt sich der Bestand aus Heften mit handschriftli-chen Notizen und Manuskripten, private Aufzeichnungen, Mitschriften bei Versammlun-gen, Konzepte für Artikel und Reden. Kopien von Zeitungsartikeln, Dokumentation von Tagungen, Landtagsprotokolle und Fotos (digital) zusammen.
Johanna Platzgummer und Ingrid Facchinelli
Bozen, Fühling 2008