Hilde Kerer ist am 25. August 1919 in Brixen geboren, dort aufgewachsen und hat einen Großteil ihres Lebens in Brixen verbracht. Sie ist als sechstes von sieben Kindern in eine Familie von überzeugten Gegnern faschistischer Entnationalisierungspolitik hineingeboren. Ihre Familie hatte einen kleinen Gasthof in Pacht. Ihr Vater ist früh verstorben und die Mutter hat die Kinder mit Gelegenheitsarbeiten durchgebracht.
Nach ihrer Lehrzeit wurde Hilde Kerer zur Schneiderin ausgebildet. Im Jahr 1939 hat sie für die Einbürgerung ins Deutsche Reich optiert. Sie verließ Brixen am 10. Oktober 1940 und nahm in Innsbruck an einem Ausbildungslehrgang für den Gymnastikunterricht teil. Im Herbst 1941 ließ sie sich zur Rot-Kreuz-Schwester ausbilden und besuchte anschließend einen Lehrgang für Telefonistinnen an der Heeresschule in Giessen und München. Als Nachrichtenhelferin war sie in Minsk/Weißrussland (März-November 1943), in Poitiers und St. Bernoit/Frankreich (Dezember 1943–August 1944) und bis Kriegsende in Trient für die Deutsche Wehrmacht tätig.
Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst als Schneiderin im Angestelltenverhältnis in Brixen. 1948 eröffnete sie ihre eigene Schneiderwerkstatt die sie bis zu ihrer Pensionierung mit 60 Jahren führte.
Hilde Kerer hat sich zudem immer politisch und sozial engagiert. Sie war zunächst im Rücksiedlerausschuss, dann hat sie lange für die Anerkennung der Katakombenlehrer gekämpft (z.B. Pension, Benennung einer Grundschule in Brixen mit dem Name vom Mons. Johannes Tschurtschentaler, etc.). Hilde Kerer war über Jahre hinweg Mitglied der Gemeinderatsberatungsgruppe in Brixen und als überzeugte Natur- und Heimatschützerin im Kultur- und Heimatpflegeverein tätig. Sie war Mitbegründerin des Schutzrings Brixen, der sich 1970/71 erfolgreich gegen die Ansiedlung der Reifenfirma Continental in Brixen gewehrt hat, leitete die Naturschutzgruppe im Alpenverein, war zur Zuständigen für Exkursionen der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Südtirol (AVK) ernannt und war langjährige Bezirksvorsitzende des Verbandes für Heimatpflege, für den sie bis heute als Ortsbeauftragte tätig ist.
Der Archivbestand ist ein Spiegelbild ihrer vielfältigen Interessen. Die Dokumentation aus den 1930er Jahren und aus der Kriegeszeit ist umfangreich. Ein Tagebuch, zahlreiche Briefe und eine Fotosammlung erlauben, das private Leben der Nachrichtenhelferinnen im Einsatz in der Wehrmacht zu rekonstruieren. Eine weitere Sammlung von Ausweisen, Einsatzbüchern, Abzeichen und offiziellen Mitteilungen runden das Bestandsbild ab.
Hilde Kerers Tätigkeiten der 60er, 70er und 80er Jahren lassen sich vor allem durch eine – leider nur fragmentarische – Sammlung von Presseäußerungen und Leserbriefen nachvollziehen. Sporadische Privatbriefe und ein Dossier mit Dokumentation über verschiedene vom Schutzring Brixen bzw. vom Alpenverein behandelte Fälle ergänzen den Bestand.